Vorher/nachher

Die Verwandlung der Welt

Ein Theater im verlassenen Kaufhaus, frei nach Franz Kafka.
Gefördert vom Kulturamt Stuttgart

An drei Abenden kehren wir zurück in die dystopische Atmosphäre unserer Adaption der „Verwandlung“. Anhand von Kafkas Parabel erzählen wir von der einsamen Gemeinsamkeit und gemeinsamen Einsamkeit der Städter*innen. Die plötzliche, unvorhersehbare Mutation der Figur des Gregor Samsa lässt das gesellschaftliche und familiäre Gleichgewicht ins Wanken geraten. Kernpunkt ist dabei die Frage nach der Machbarkeit von Menschlichkeit und menschlichem Zusammenleben vor der Folie unserer schnelllebigen und oft fragmentierten Gesellschaft. Befinden auch wir uns momentan in einer Welt des geraubten Lebens? Welche Metamorphosen müsste unsere Gesellschaft durchlaufen, damit vielleicht tatsächlich – den dystopischen Zeiten zum Trotz – ein neues Zeitalter der Solidarität entstehen kann?

In Laufbällen, aufblasbaren Blasen, führen fünf Schauspieler*innen – flankiert von einem Performer – durch unsere Adaption der surrealen Erzählung Franz Kafkas. Dabei symbolisieren diese Bubbles aufs Treffendste die Isolation des Einzelnen in unserer modernen Gesellschaft. Während die Welt durch die digitale Vernetzung scheinbar näher zusammenrückt, verlieren traditionelle Gemeinschaften und soziale Bindungen an Bedeutung. Das Individuum richtet sich in seiner eigenen digitalen Blase ein, aus der es immer schwieriger wird, herauszutreten.

Drei Sondervorstellen führen in das stillgelegte Gebäude der Galleria Kaufhof. Das verlassene Kaufhaus ist für uns der passendste Nicht-Ort als Hintergrund für die kalte Welt der Verwandlung. Früher ein Ort des Konsums, wo man durch die Wahl von Kleidung, Marken und Produkten ein Bild von sich selbst formen konnte, bietet er nun keinen Raum mehr für Identitätsstiftung und zwischenmenschliche Relationen.